Respekträume

Phoenix Theater Festival
Rise up from the pandemic
Vom 17.9. -20.9. 2021
https://phoenixfestival.de 

Premiere in Erfurt

Mitten in Erfurt steht ein Schauspielhaus, ein repräsentativer und verwunschener Bau aus dem 19. Jahrhundert, der seit 2003 nicht mehr bespielt wird. Nun hat die Initiative „KulturQuartier Schauspielhaus“ damit begonnen, diesen altehrwürdigen Ort endlich wieder mit Leben zu füllen. Im Rahmen ihres „KulturQuartier Festivals“ fand dort das „Phoenix Theaterfestival“ von und mit jungen Theaterleuten statt. Phoenix stand dabei gleich für ein zweifaches Erwachen, das des Schauspielhauses aus dem Dornröschenschlaf und das des Landes aus der Pandemie.

Dabei haben wir gerne als Teil des Programms mitgemacht. Die Theatermacher*innen - die natürlich genau wissen, wie man Räume gestaltet – hatten für uns einen Teil des Hauses wunderbar in Respekträume verwandelt. Mit großen frisch gedruckten Thesenbannern an den alten Wänden mit Gesprächsinseln davor, deren Möbel vielleicht aus dem Fundus übriggeblieben  waren. Diese Respekträume wurden am 17. September eröffnet und waren auch nach dem Festival noch längere Zeit zugänglich. So konnten sich Besucher*innen von den Thesen inspirieren lassen, Infomaterial mitnehmen oder an einer der Gesprächsinseln Platz nehmen und diskutieren. Schon dieses Angebot stieß auf reges Interesse.

Aber bei einem Theaterfestival sind natürlich die eigentlichen Highlights nicht Ausstellungen, sondern Veranstaltungen. Wir hatten in Berlin kurz vor Pandemiebeginn unser neu entwickeltes Thesen-Debatten-Spiel gerade eben noch nicht öffentlich testen können, aber in Erfurt fand nun die öffentliche Premiere statt – geleitet und moderiert von der Schauspielerin Laura Kiehne, die schon lange zum harten Kern der Respektraum-Initiative gehört und das Thesenspiel wesentlich mitentwickelt hat. Sie bat die Gäste zunächst, sich an eine Seite des Raumes zu begeben, und stellte dann unverfängliche Ja/Nein-Fragen, die etwas über persönliche Vorlieben und Hintergründe der Teilnehmenden verraten, ohne zu bewerten. Etwa „Wer war Klassenclown?“ Dabei sollten alle (inclusive der Moderatorin), die eine Frage mit „Ja“ beantworteten, sich vorübergehend an die andere Seite des Raumes begeben. So ergaben sich mit jeder neuen Frage neue Gruppierungen von Menschen, die Übereinstimmungen miteinander hatten, die sie zum Teil nicht vermutet hätten.

So aufgewärmt und miteinander bekannt gemacht, begann die eigentliche Grundsatzdiskussion anhand der ausgestellten Thesen. Durch die Moderatorin aufgefordert suchten sich Gäste eine These aus den 11 ausgestellten Thesen aus, nahmen aus einem Kartenständer eine entsprechende Karte, setzen sich an eine der Gesprächsinseln und stellten die Thesenkarte vor sich auf den Tisch. Andere Gäste setzten sich dazu, um für die nächsten 20 Minuten über diese These oder inspiriert durch diese zu diskutieren. Dann ertönte ein Gong und die Gäste konnten sich eine neue These und eine/n neue/n Gesprächspartner*in suchen, oder auch mit der/m bisherigen erneut diskutieren.

Es kam zu vielen spannenden und angeregten Diskussionen, immer in einem freundlichen Ton, genau so, wie man es sich in einem „Respektraum“ wünscht. Die Festivalbesucher*innen waren sehr interessiert und ausgesprochen gesprächsbereit und wohlwollend. Vermutlich sind wir ein bisschen zu sehr verwöhnt worden, und zu anderen Gelegenheiten bläst uns vielleicht etwas mehr Wind ins Gesicht, aber für diese Premiere hätte es nicht besser kommen können.

Eine der Teilnehmerinnen wird nun schon für den 1. November an der Erfurter Uni einen Respektraum organisieren, bei dem unsere Hilfe allein in der Bereitstellung von Knowhow, Infomaterial und Druckvorlagen für die Thesenbanner oder -plakate sowie die entsprechenden Thesenkarten bestehen wird. Dies ist dann, ziemlich unverhofft, schon ein erster Testlauf für das nicht kommerzielle Franchise System, das unser eigentliches Ziel ist.

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