Standpunkte

Ein möglicher Standpunkt dazu
 
Wie bei allem hier, geht es nicht um eine moralische Forderung, wie: „Wir sollten weniger egoistisch sein“ sondern um eine These: „Wir sind es gar nicht“. 
 
Natürlich handeln wir grundsätzlich so, dass wir uns damit wohl fühlen und treffen dabei auch manchmal äußerst egoistische Entscheidungen, aber unser Wohlbefinden ist so abhängig davon, mit den Menschen in den Gruppen, denen wir uns zugehörig fühlen, gut zurecht zu kommen, dass wir doch ziemlich häufig gegen den eigenen kurzfristigen Vorteil handeln.
 
Biologisch sind wir Rudeltiere, alles in unserem Kopf ist darauf eingestellt, als Teil einer Gemeinschaft zu funktionieren, von der wir zumindest in großen Teilen unseres Lebens essentiell abhängig sind.

Für die Menschen, die uns nahe stehen, gehen wir mehr oder weniger unbewusst und selbstverständlich davon aus, dass sie keine reinen Egoisten sind. Von unseren guten Freunden und meist auch Teilen unserer Familie erwarten wir ein Verhalten, das sich mit lupenreinem Egoismus nicht erklären lässt, sondern wenigstens Ansätze von so etwas wie Altruismus zeigt. Sonst gäbe es keinen Grund, über menschliche Enttäuschungen zu klagen.
 
Den Menschen an sich aber halten offensichtlich die meisten Menschen für allein vom Egoismus getrieben. So klingen jedenfalls fast alle theoretischen Diskussionen zu diesem Thema - vermutlich auch ein wenig, weil man abgeklärt und nicht naiv erscheinen möchte und weil man die Enttäuschungen so besser verpacken kann.
 
Weil das aber ein krasser Widerspruch ist, reagieren vielleicht so viele Menschen auf Überlegungen zum Altruismus als Teil des Menschen, also zum „Guten im Menschen“, so allergisch. 
 
Wenn jeder glaubt, dass jeder ein Egoist ist, meint man sich auch egoistisch verhalten zu müssen und wird um sich nicht lächerlich zu machen oder unterzugehen vielleicht tatsächlich zum Egoisten. So erscheint Egoismus als zentrale Triebfeder vor allem wie ein Konzept, das sich selbst erfüllt. 
 
Ein Konzept, mit dem unsere kapitalistischen Systeme gut funktionieren, das aber eben den Fehler hat, unsere starke Tendenz zur Gemeinschaft zu unterschätzen – Und die kennen und nutzen die Extremen viel besser als die Liberalen. Wenn einem nicht bewusst ist, wie „altruistisch“ man eigentlich veranlagt ist, ist man ziemlich leicht manipulierbar.
 
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