... und wir glauben viel mehr als wir denken.
Ein möglicher Standpunkt dazu
Wir sind emotionsgetriebene, instinktgesteuerte Wesen, die die Hervorbringungen Ihrer Emotionen, Triebe und Instinkte für Denken halten. Und die dann auch noch ihr bescheidenes Denken dazu benutzen, Entscheidungen, die ihre Emotionen, Triebe und Instinkte längst getroffen haben, rückwärts zu begründen.
Das Problem ist aber nicht, dass unser rudimentäres Bewusstsein uns die Freiheit zu Entscheidungen vorgaukeln würde, die wir nicht hätten. Wir haben sie durchaus. Wir treffen unsere Entscheidungen nur auf anderen Ebenen, anders als wir denken. Der ganze Ballast aus unserer Evolution und der eigenen Biografie macht es zwar fast unmöglich, wirklich ergebnisoffen zu denken – aber eben doch nur fast – wenn wir uns dieser Dinge bewusst sind.
In unserem Glauben-Denken halten wir für logisch, was uns passt oder irgendwie plausibel erscheint und das ist massiv beeinflusst von unserer Herkunft, den Gruppen, denen wir uns gerade zugehörig fühlen und unserer jeweiligen Stimmung. Dieses Denken nimmt ständig Abkürzungen, was in vielen Fällen sinnvoll ist, weil wir überhaupt nicht die Zeit und die Möglichkeiten haben, jede Information und Situation einigermaßen wissenschaftlich hinreichend exakt zu überprüfen. Wir würden wahnsinnig, wenn wir das versuchen würden und unser Hirn, das ohnehin schon der größte Energieverbraucher in unserem Körper ist, würde auch physiologisch an Überlastung zusammenbrechen. Um uns ein wenig zu schonen, suggeriert es uns aber gnädigerweise Rationalität.
Auch der aufgeklärteste Rationalist von allen „denkt“ vermutlich im Alltag größtenteils in Glaubensstrukturen.
Und wenn es um das weniger Alltägliche geht, wird der Glaubensanteil immer offensichtlicher. Wir glauben ja nicht nur an höhere Wesen, wir glauben an Geld, an Ernährungsmoden, an spezifische medizinische Schulen, an „das Gute“ oder an „das Schlechte“ im Menschen.
Selbst Wissenschaftler glauben den meisten Veröffentlichungen ihrer Kollegen, weil sie nicht die Kapazitäten haben, diese zu überprüfen - das aber immerhin in der Hoffnung, dass ein Anderer diese irgendwann einmal überprüft.
Das heißt aber eben nicht, dass man nicht rational und ergebnisoffen denken kann, es ist nur unheimlich anstrengend und gegen unsere Intuition.
Was denken Sie darüber?